Es gibt bestimmt Obst- und Beerensorten, die kommen einem sofort in den Sinn, wenn man an Kuchen und Backen denkt. Dazu gehören zum Beispiel Äpfel, Kirschen oder auch Erdbeeren. Aber wer denkt schon an Holunderbeeren? Bekannt ist meist nur der Saft. Dabei kann die kleine schwarze Strauchfrucht so viel mehr. Wir stellen Ihnen den Busch und seine Beeren näher vor und verraten, was Sie alles Schmackhaftes daraus zaubern können. Erfahren Sie hier mehr!

Viele Namen für eine Pflanze: Holunder, Fliederbeerbusch, Holler & Co.

Wenn wir von Holunder sprechen, ist das eigentlich nicht ganz korrekt. Denn tatsächlich finden sich weltweit um die zehn verschiedenen Gewächse, die mit dieser Bezeichnung versehen werden könnten. Drei davon wachsen bei uns in Mitteleuropa. Dazu gehört zum einen der Rote Holunder, zum anderen der Zwerg-Holunder und schließlich auch der Schwarze Holunder. Letzterer ist jener, von dem wir im Folgenden näher sprechen wollen, denn seine Früchte, Blüten und Blätter sind – richtig verwendet – genießbar.

Damit Sie den vollen Genuss des Holunders auskosten können, ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt zu ernten. Das Besondere am Holunderstrauch ist übrigens, dass er zweimal im Jahr für uns interessant wird. Im Frühjahr, also etwa von April bis Juni, gedeihen nämlich seine Blüten in Form von großen, bezaubernd schneeweißen Dolden. Diese können bereits vorsichtig abgeschnitten und weiterverarbeitet werden. Im Herbst folgen dann die schwarzen Beeren. Diese sind sehr aromatisch, aber häufig etwas herb bis bitter.

Übrigens: Je nach Region kann es auch sein, dass Sie unter dem Begriff “Holunder” weder Blüten noch Beeren finden werden. Denn in Norddeutschland heißt die Pflanze häufig auch “Fliederbeerbusch”. In südlicheren Gebieten, also vor allem der Pfalz, Altbayern und auch Österreich, kennt man den Busch noch als “Holler”. Und im Schwäbischen sowie in der Schweiz wird er auch als “Holder” bezeichnet. Fakt ist aber, dass Ihnen der Strauch eigentlich überall begegnet – und das aus gutem Grund wie Sie sicher gleich bemerken werden!

Holunder – der mystische Hausstrauch

Lange Zeit galt der Holunder als heilig, weswegen Herren im Vorbeigehen sogar ihren Hut lüfteten. Dieser Glaube ist tief verwurzelt und kann bis auf die Germanen zurückgeführt werden. Man sagte damals nämlich, dass Frigga, die Göttin der Mutterschaft, Fruchtbarkeit sowie des Haus und Hofs in diesem Busch wohnen würde. Meist sprach man von ihr auch als Erdgöttin, manchmal dann aber unter einem ihrer Beinamen: Holla. Sie hatte also verschiedene Aufgaben, die aber alle dem Wohlergehen der Bewohner dienten. Es wurden beispielsweise auch Opfergaben für die Göttin unter den Busch gelegt, um um eine Schwangerschaft oder eine gute Ernte zu bitten.

Im Laufe der Zeit verschwamm diese konkrete Zuordnung immer mehr. Es blieb aber der Glaube daran, dass im Holunderstrauch gute Geister wohnten, die Haus und Hof schützen würden. Darum pflanzte man auf seinem Grundstück, möglichst nahe eines Gebäudes stets einen solchen Busch. Gleichzeitig stellte der Holunder auch eine Art Tor zur Unterwelt dar, das die bösen Geister aber zurückhielt. Darum trugen Bestatter meist einen Holunderzweig bei sich und Kreuze aus Holunder zierten oft Gräber. Auch an Friedhöfen pflanzte man Sträucher zum Schutz.

Mit Einzug des Christentum verschlechterte sich jedoch die Konnotation der Pflanze. Denn in der Bibel erhängt sich Judas nach dem Verrat an Jesus an einem Holunderbaum, wodurch ihm seither auch etwas Negatives, Teuflisches anhaftete. Aus der wohlwollenden Göttin Frigga wurde im Laufe der Zeit der Aberglaube, dass im Holunderbusch eine Hexe wohnen würde. Darum durfte man ihn nicht fällen. Vielleicht war das aber auch nur eine Art der offiziellen Begründung für die Fortführung der alten Bräuche. Denn Holunder war nicht nur mystisch und religiös ein echter Gewinn für die Bevölkerung, er brachte auch einigen alltäglichen Nutzen mit sich.

So kann Holunder verwendet werden

Während das Holz eine Weile lang aus Aberglauben nicht so gern eingesetzt wurde, war es eigentlich ideal für Werkzeuge oder auch für Flöten geeignet. Auch als Färbemittel wurden die Beeren gern eingesetzt. Und schließlich diente die Pflanze den Menschen vor allem auch als eine Art Hausapotheke. Denn in den Beeren, Blättern und Blüten stecken zahlreiche Inhaltsstoffe, die sich wohltuend auswirken können. Darum wurde Holunder neben der herkömmlichen Speise häufig als eine Art Heilmittel eingesetzt.

Holunder als Heilmittel

Manchmal lässt sich wissenschaftlich ja nicht wirklich belegen, dass ein im Volksmund als Heilpflanze beworbenes Gewächs tatsächlich auch wohltuende Wirkungen hat. Beim Holunder ist das jedoch anders. Seine Bestandteile – allem voran Blüten, Blätter, Beeren und auch teilweise die Rinde – enthalten nämlich viele wertvolle Bestandteile. Dazu gehören u.a.:

  • ätherische Öle
  • Bitterstoffe
  • Carotinoide
  • Flavonoide
  • Glykoside
  • Kalium, Eisen, Folsäure
  • Vitamin A, B, C

Dank dieser wichtigen Nährstoffe und Spurenelemente hat die Pflanze tatsächlich verschiedene Eigenschaften, die einen Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. So wirkt Holunder antibakteriell, entgiftend und auch leicht entzündungshemmend. Darum wird er gern als natürliches Mittel gegen beispielsweise Husten, Halsschmerzen und Erkältungen eingesetzt. Da er auch schweißtreibende Eigenschaften hat, kann er auch bei Fieber unterstützen.

Gleichzeitig kann Holunder aber auch beruhigen, entspannen und sogar schmerzstillend wirken. Im Gegenzug ist er auch kräftigend und anregend. Diese Eigenschaften kommen beispielsweise bei manchen Herzleiden oder auch bei Nervosität zum Einsatz. Auch Bluthochdruck, Rheuma oder Gicht können mit der Pflanze gemäß der Naturheilkunde versorgt werden. Natürlich sollte man bei schlimmeren Leiden stets einen Arzt konsultieren. Aber gerade für beginnende Erkältungen ist dieser Weg sicherlich kein schlechter.

Auf einem Holztisch steht eine Schüssel mit schwarzen Holunderbeeren, dahinter steht ein Glas mit Holundergelee.

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Holunder als Nahrungsmittel

Wie bereit erwähnt, sind Holunderbeeren weniger das typische Naschobst. Der herbe bis bittere Geschmack ist nicht jedermanns Sache und wird darum gern mit etwas Süßem abgemildert. Dennoch haben gerade die Blüten eine feine Aromatik.

Wer die Beeren nicht gern solo mag, kann sie aber natürlich auch mit anderen Früchten und Gewürzen kombinieren. Mit Äpfeln, Birnen, Brombeeren, Quitten oder Zwetschgen kommt eine angenehm fruchtig-süße Note in die Gerichte, ohne dass zusätzlich Zucker benötigt werden würde. Eine leichte Säure können Sie durch Zitrone ergänzen. Zudem verträgt sich Holunder auch wunderbar mit Zimt.

Aber Achtung: Unreife Beeren enthalten einen gewissen Grad an Sambunigrin (einem Glykosid). Dieser Stoff ist leicht giftig. Er zersetzt sich aber ab einer Temperatur von über 76°C. Darum sollten Sie die Beeren niemals roh verzehren. Ansonsten kann es zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen kommen, manchmal auch zu Schwindelgefühlen.

Leckeres vom Holunder: Backen mit Holunderbeeren und Holunderblüten

Holunder kann also vielfältig zubereitet werden. Wir wollen Ihnen abschließend verschiedene Anregungen geben, die sich jenseits der Klassiker Saft und Sirup bewegen. Denn auch heute bietet der Hollerbusch einiges und sollte gern wieder etwas ins Bewusstsein rücken.

Holunderblütenküchlein und mehr

Mit Holunderblüten lassen sich so einige leckere Dinge machen. Neben dem Sirup, der allerlei Getränke und Speisen aufpeppt, können sie auch direkt zur Aromatisierung von Zuckern, Gelees oder auch Limonaden eingesetzt werden. Frische Blüten lassen sich klein geschnitten auch super über Salate streuen, während aus getrockneten ein wohltuender Tee gebrüht werden kann. Wir wollen Ihnen an dieser Stelle aber gern die Hollerküchlein vorstellen.

Bei diesen werden ganze Blütendolden geerntet und als solche ausgebacken. Der dafür verwendete Teig kann ganz neutral nur als Mehl, Wasser, Eiern und Salz bestehen. Oder man ergänzt beispielsweise Bier oder Weißwein. Die Blütenstände werden dann in diesen getaucht und sofort in heißem Fett ausgebacken. Anschließend sollte man sie direkt heiß servieren, entweder herzhaft oder auch süß.

Tarte mit Holunderbeeren

Die schwarzen Beeren werden meist zu Saft, Gelees oder Marmeladen verarbeitet. Auch manch Likör entsteht aus den aromatischen Früchten. Doch sie eignen sich auch sehr gut, um Kuchen und Torten mit ihnen zu backen. Wir wollen hier eine ganz einfache, aber sehr leckere Variante zeigen: die Holunderbeerentarte.

Zutaten Mürbeteig

  • 200g Mehl (z.B. Dinkel)
  • 100g Butter oder Pflanzenmargarine
  • 75g Rohrohrzucker
  • 1 Ei
  • etwas Fett für die Form
  • evtl. Backerbsen

Zutaten Füllung

  • 400g Holunderbeeren
  • 300g Brombeeren oder Blaubeeren
  • 1 Bio-Orange (Abrieb + Saft)
  • 90g Rohrohrzucker
  • 1 TL Zimt
  • 40g Maisstärke
  • 5 EL Wasser
  • 1 Handvoll Mandelblättchen
  • etwas Zimt & Zucker

Zubereitung

  1. Verarbeiten Sie zunächst Mehl, Zucker, Butter bzw. Margarine und das Ei zu einem herkömmlichen Mürbeteig. Diesen wickeln Sie dann in etwas Frischhaltefolie und lassen ihn ca. 1 Stunde im Kühlschrank ruhen.
  2. Geben Sie als Nächstes die Beeren in einen Topf. Reiben Sie die Schale der Orange ab und pressen die Frucht anschließen aus. Beides kommt ebenfalls zu den Beeren in den Topf und wird zusammen mit dem Zucker und etwas Zimt weich gekocht.
  3. Verrühren Sie die Maisstärke mit dem Wasser. Geben Sie dieses Gemisch ebenfalls in den Topf und lassen alles unter kräftigem Rühren noch einmal kurz aufkochen.
  4. Heizen Sie nun den Ofen auf 175°C vor (Ober/Unterhitze) und fetten die Tarteform ein.
  5. Rollen Sie den Mürbeteig aus und geben ihn in die Form. Ziehen Sie auch einen kleinen Rand hoch und drücken alles gut an. Danach den Teig mit einer Gabel mehrfach einstechen und bei Bedarf auch noch ein Stück Backpapier darüber legen und Backerbsen darauf verteilen. Anschließend die Form für 5 Minuten in den Ofen schieben zum Blindbacken.
  6. Holen Sie die Form wieder heraus, entfernen die Erbsen und verteilen nun die Beerenfüllung darauf. Die Tarte kommt nun für 20 Minuten in den Ofen.
  7. Holen Sie die Form ein letztes Mal heraus und bestreuen die Tarte mit den Mandelblättchen und – wer mag – auch mit einer Zucker-Zimt-Mischung. Danach wird alles für weitere 20 Minuten fertig gebacken.

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/Holunder
www.kostbarenatur.net/…/schwarzer-holunder/
www.nabu-bochum.de/…/schwarzer-holunder-sambucus-nigra/
www.essen-und-trinken.de/holunderbeeren
www.chefkoch.de/…/Fliederbeer-Tarte.html
www.eatsmarter.de/…/holunderbeeren
www.nabu.de/…/natur/02698.html
www.kostbarenatur.net/…/hollerkuechlein-ausbacken-rezept-schnell-einfach-lecker/